Alumni Guide
Winterausgabe 2025

FESTAKT zum 100. Jubiläum der Palucca Hochschule für Tanz Dresden © Leo Ziems

Hallo Vorname, 

mit dieser zweiten Ausgabe des Alumni-Guides im Rahmen des DAAD-Projekts „Alumni Connect: Wissen teilen und Netzwerke stärken“ blicken wir auf das Projektjahr 2025 zurück und konnten die vorgenommenen Ziele erfolgreich realisieren.

Mit den neuen Wissensangeboten im digitalen Raum sowie den sich mithilfe des DAAD etablierenden Alumni-Kanälen möchte ich Sie dazu aufrufen, Ihre Projekte und Inhalte mit uns zu teilen und uns gerne auch zu markieren.

Das 100-jährige Hochschuljubiläum neigt sich nun dem Ende zu, und wir blicken auf verschiedene Veranstaltungen zurück. „Palucca bewegt“ ermöglichte es uns, mit den öffentlichen Gesprächsrunden und Workshops eine interaktive Stimmung mit unseren AbsolventInnen zu schaffen. Auch im Freien feierten wir am 30. August 2025 unseren 100. Geburtstag im Archiv der Avantgarden – ein Festakt, begleitet von Musik, Improvisationen und Redebeiträgen.

Am 19. Juni 2025 wurde mit viel Freude die Dokumentation „Die Welt tanzt in Dresden - 100 Jahre Palucca Hochschule für Tanz Dresden“ veröffentlicht, die hier noch bis zum 18. Juni 2026 angesehen werden kann: 

Zum Tag der offenen Tür konnten wir erstmalig eine Interview-Umgebung für unsere Alumni einrichten, um das Stimmungsbild unserer Alumni aufzunehmen– Erwartungen, Wünsche, Erfahrungen, Rückblicke und die Beziehung zur Hochschule. Im Gespräch konnten wir eine positive Resonanz wahrnehmen und den Wunsch nach mehr Interaktion erkennen. Daher würden wir uns sehr freuen, wenn Sie auch in Zukunft auf uns zukommen und uns kontaktieren, sollten Sie neue Ideen und Anregungen für das Alumni-Netzwerk haben.

Auch der Palucca e.V. ist sehr aktiv und konnte neben den Preisverleihungen der Osterwerkstatt sowie der Verleihung von Ehrenmitgliedschaften auch Spendengelder für die Spitzenschuhförderung und Stipendien für unsere Studierenden sammeln und übergeben. In diesem Jahr konnten wir mithilfe des DAAD fünf Webinare auf Videocampus Sachsen veröffentlichen und uns mit anderen sächsischen Kunsthochschulen über die Weiterentwicklung der Alumniarbeit austauschen.

Im nächsten Jahr werden auch wieder unsere Studierenden der Studiengänge Bachelor Tanz, Master Choreografie und Master Dance Teacher ihren Abschluss in der Hand halten. Wir freuen uns über das stetige Sammeln neuer Erfahrungen und Eindrücke. So planen wir auch 2026 eine Austauschrunde mit den sächsischen Kunsthochschulen für die zukünftige Alumniarbeit. Bleiben Sie auf dem Laufenden und teilen Sie unser Netzwerk gerne mit Ihren ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!

Minh Huyen Pietruske

Referat Strategische Hochschulentwicklung/Kommunikation
Studierendenmarketing & Alumni-Koordination
alumni@paluccca.eu | +49 351 25906-45

HOCHSCHULNACHRICHTEN

27.09.2025 „ALUMNI NETZWERK - ICH BIN DABEI WEIL...“- FOTOGALERIE

Fotogalerie Tag der offenen Tür „Ich bin dabei weil…“ © Leo Ziems und Corina Zaharescu,
Fotogalerie Tag der offenen Tür „Ich bin dabei weil…“ © Leo Ziems und Corina Zaharescu
Fotogalerie Tag der offenen Tür „Ich bin dabei weil…“ © Leo Ziems und Corina Zaharescu,
Fotogalerie Tag der offenen Tür „Ich bin dabei weil…“ © Leo Ziems und Corina Zaharescu
Fotogalerie Tag der offenen Tür „Ich bin dabei weil…“ © Leo Ziems und Corina Zaharescu
Fotogalerie Tag der offenen Tür „Ich bin dabei weil…“ © Leo Ziems und Corina Zaharescu
Fotogalerie Tag der offenen Tür „Ich bin dabei weil…“ © Leo Ziems und Corina Zaharescu
Fotogalerie Tag der offenen Tür „Ich bin dabei weil…“ © Leo Ziems und Corina Zaharescu

NEULICH IM ARCHIV - FUNDSTÜCKE

ERINNERUNGEN IN SATIN – EIN SPITZENSCHUH ALS ZEITZEUGE DER TANZGESCHICHTE

Im Archiv der Palucca Hochschule für Tanz Dresden befindet sich ein außergewöhnliches Exponat: ein Spitzenschuh, signiert vom Ensemble des Bolschoi-Balletts. Dieses Geschenk entstand 1985 während der „Tage der sowjetischen Kultur“ in der DDR, als das berühmte Ensemble in Karl-Marx-Stadt gastierte. Mit den Unterschriften der Tänzerinnen und Tänzer, darunter Primaballerina Natalja Besmertnowa, symbolisiert er die enge Verbindung von Tanz, Diplomatie und kulturellem Austausch zwischen DDR und Sowjetunion.

Tanz war in der DDR nicht nur Kunstform, sondern auch politisches Instrument. Während das klassische Ballett nach sowjetischem Vorbild im offiziellen Kulturleben dominierte, entwickelte sich an der Palucca Schule eine eigene Moderne. Gründerin Gret Palucca (1902–1993) etablierte mit ihrem freien, individuellen Stil den „Tanz Palucca“ und prägte damit eine Tradition, die bis heute Bestand hat.

Der Spitzenschuh gelangte Jahrzehnte später ins Archiv der Hochschule und wird dort als Symbol für internationalen Tanzdialog und historische Erinnerungskultur bewahrt. Er er-zählt von künstlerischen Begegnungen, diplomatischen Gesten und der Rolle der Paluc-ca Hochschule als Brückenbauerin zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Tanzes. 

Das Archiv birgt jedoch weit mehr Schätze: von Akten, Fotografien und Plakaten bis hin zu Nachlässen bedeutender Persönlichkeiten. Besonders hervorzuheben ist der Teilnachlass von Gret Palucca mit persönlicher Korrespondenz, Kleidungsstücken, ihrer Privatbibliothek und Reiseutensilien. Ein bewegendes Objekt ist ihre Totenmaske, die den vergänglichen Charakter des Tanzes mit einer dauerhaften Erinnerung an die Gründerin kontrastiert.

Damit ist das Archiv nicht nur Aufbewahrungsort, sondern ein lebendiger Raum, der ForscherInnen, KünstlerInnen und Interessierten einzigartige Einblicke eröffnet. Es lädt dazu ein, in die Geschichte des modernen Tanzes einzutauchen und zugleich den Geist von Gret Palucca zu spüren – ihre Leidenschaft und die Überzeugung, dass Tanz gelebte Kunst ist.

Der vollständige Beitrag erschien im Dresdner Heft 162 „Sammeln, Bewahren, Erfor-schen. Ein Blick in Dresdner Archive“ (ISBN: 978-3-944019-53-6).

Foto Archivmaterial © Dresdner Hefte
Foto Archivmaterial Spitzenschuh © M. H. Pietruske

RÜCKBLICK HIDDENSEE 2025
von Katharina Christl (Rektorin)

Die Palucca Tanzwoche findet seit 1997 auf Hiddensee statt und ist seitdem zu einem unverzichtbaren experimentellen Erlebnis für die Tanzstudierenden unserer Hochschule geworden. Sie hält die Verbindung zur Hochschulgründerin Palucca lebendig, nicht nur als Ort ihrer letzten Ruhestätte, sondern auch als Übertragung ihrer persönlichen Naturverbundenheit und zu Hiddensee.

Zum diesjährigen 100-jährigen Jubiläum gab es eine Überraschung und wir waren froh und dankbar, Hanne Wandtke und Heidrun Müller bei unseren Veranstaltungen begrüßen zu dürfen. Es gab viele Wiederbegegnungen und einen regen Austausch von Erinnerungen. Hanne Wandtke, unsere Ehrensenatorin und eine der wichtigen InitiatorInnen und langjährigen künstlerischen LeiterInnen der Tanzwoche, konnte nach so vielen Jahren noch einmal erleben, welchen kreativen Reichtum diese Woche hat und wie diese Tradition bewahrt wurde.

Um diesen besonderen Moment mit den beiden anwesenden Zeitzeugen zu würdigen, fand im OstseeSaal in Vitte eine Gesprächsrunde statt. Begleitet wurde diese Veranstaltung von fünf musikalischen und tänzerischen Beiträgen, die persönliche Erinnerungen gekonnt umrahmten. Es war eine Reise, die in den 1960er Jahren an der Palucca Schule begann und bis zum Fall der Berliner Mauer 1989 andauerte.

Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, und eine unglaubliche Stille erfüllte den Raum in der Sommerhitze mit Konzentration. Man fächelte sich Luft zu und erfreute sich an jeder Anekdote, witzig verpackten Weisheiten und auch sehr ernsten Gedanken und Kritik im Kontext der Zeit.

Gesprächsrunde Tanzwoche Hiddensee 2025 © Bernd Hentschel
Gesprächsrunde Tanzwoche Hiddensee 2025 © Bernd Hentschel
Gesprächsrunde Tanzwoche Hiddensee 2025 © Bernd Hentschel
Gesprächsrunde Tanzwoche Hiddensee 2025 © Bernd Hentschel

 MUT PALUCCA - FASZINATION UND VERANTWORTUNG

Palucca (1902-1993) wollte nicht hübsch und lieblich tanzen und war noch keinesfalls berühmt, als sie im Alter von 23 Jahren eine private Tanzschule gründete.

In diesem Band kommen Menschen zu Wort, die eine Beziehung zu Palucca (1902-1993), zur Palucca Schule (gegründet 1925, heute Hochschule), Mut im Kopf und Mumm in den Knochen haben. Sie taten und tun das vorzugsweise in Projekten, mit denen Menschen im und mit Tanz zu Veränderungen angestiftet und befähigt werden, gesellschaftliche Missstände mit Leib und Seele anzugehen. Das erfordert ziemlich viel Mut. Für den Soziologen Dirk Baecker ist Mut ein Kalkül.

Für Palucca war Mut eine Voraussetzung für Kunst.

Studierende des 2. und 3. Studienjahres Bachelor Tanz der Palucca Hochschule für Tanz Dresden verraten, wie sich Mut einstellen kann, selbst wenn sie Angst haben. Das könnte man sich glatt zu Herzen nehmen, und dann ist Mut zu haben vielleicht gar keine Kunst?

Buchpremiere am 2. Dezember 2025 um 18 Uhr, Hellerau Dresden

Werbebild Buch Mut © Leo Ziems

ALUMNI-AUSTAUSCHRUNDE MIT ANDEREN SÄCHSISCHEN KUNSTHOCHSCHULEN

Am 06.11.2025 fand erstmals die Alumni-Austauschrunde mit anderen Mitgliedern der sächsischen Kunsthochschulen statt. Dabei konzentrierte sich der Austausch auf die aktuelle Ausgangslage der Kunsthochschulen, wie z.B. die Angebote für Alumni, die Finanzierung der Alumni-Arbeit sowie die thematischen Schwerpunkte für die Alumni-Arbeit. Mithilfe der Kolleg*innen konnten somit mögliche Weiterentwicklungsimpulse festgehalten werden, die im Jahr 2026 durch einen weiteren Austausch perspektivisch fortgeführt werden sollen.

Liebe Alumni, wir sind offen für Anregungen und neue Ideen, um das Alumni-Netzwerk weiterzuentwickeln. Kontaktieren Sie uns dazu gerne via E-mail – wir freuen uns auf Ihre Nachricht!

Alumni-Arbeit- Austauschrunde © Leo Ziems
Alumni-Arbeit- Austauschrunde © Leo Ziems
Alumni-Arbeit- Austauschrunde © Leo Ziems
Alumni-Arbeit- Austauschrunde © Leo Ziems
Alumni-Arbeit- Austauschrunde © Leo Ziems

ALUMNI- FACHBEITRÄGE

HILFESTELLUNG FÜR DIE ACHTERBAHNFAHRT DES TANZES - ZEIT DER „SICHEREN RÄUME“
von Wagner Moreira (MAC 2012 | Künstlerische Meisterklasse 2016) *

Wagner Moreira (c) Sylvain Guillot

Was wird von mir erwartet? Was möchte ich mit meiner Kunst erreichen? Was braucht das System, um wieder besser zu funktionieren?

Vielen Dank dafür, dass Sie sich entschieden haben, Prozesse anzuleiten, Räume zu schaffen, aktiv mitzuwirken, Ihr Verhalten zu reflektieren und sich Krisenmomente anzusehen. Spannungen, Druck und Stress kommen in vielen Tanzensembles und am Theater sehr häufig vor. Oft ist es leitenden Personen nicht klar, was genau dazu geführt hat. Reibungen, Schwierigkeiten und Probleme sind normal, da wir jeweils verschiedene künstlerische Ansätze verfolgen und auf unterschiedliche Weise denken, Werke kom-ponieren, produzieren, aufführen und schaffen. Führungspersonen müssen immer häufiger Räume der Frustration in Räume des Vertrauens verwandeln.

So kann ein „sicherer Raum“ Kommunikation ohne Angst fördern. Mediation, Workshops, Gespräche innerhalb des Ensembles, Coaching und andere Dynamiken können Zeit dafür schaffen, Prozesse zu verstehen und klarzustellen sowie Zeit für Gefühle, Kämpfe, Enttäuschungen, Schwierigkeiten, mangelnde Kommunikation, fehlendes Verständnis und Misserfolge zu schaffen, und sie können natürlich ein Umfeld für Wünsche, Erwartungen, Austausch von Ideen und Vorschlägen ermöglichen. Wir alle wissen, dass Respekt und Vertrauen auf Gegenseitigkeit beruhen. Mangelnde Kommunikation führt zu fehlendem Verständnis, fehlendem Vertrauen und Traurigkeit. Wer sich dieser Elemente bewusst ist, kann zum Wohle einer gelungenen Kommunikation besser zusammenarbeiten.

FEEDBACK: Dies kann für den Einzelfall oder auch allgemein gegeben werden, je nach Situation der Betroffenen. Es sollte persönlich im Einzelgespräch stattfinden.
KORREKTUREN: Es soll besprochen werden, was es bedeutet und wie Feedback gegeben werden kann. Korrekturen sollten konstruktiver Art sein.
MITNEHMEN: Es soll besprochen werden, was es für das Werk bedeuten kann. Der Grad der Konzentration und die in den kreativen Prozess eingebrachte Energie - selbst bei Aufführungen - sind Parameter, die sich von Produktion zu Produktion und innerhalb einer Saison ändern können.

KÜNSTLERISCHES PROFIL/KONZEPT: Es ist wichtig, immer an das künstlerische Profil des Ensembles zu denken: Vielfalt, unterschiedliche künstlerische Prozesse, Methoden und Ästhetiken, z. B. standortspezifische, interdisziplinäre und gemischte Produktionen und Prozesse.

SICHERHEIT: Welche Mechanismen können genutzt werden, um allen ein Gefühl von Si-cherheit zu vermitteln, auch in unkonventionellen Produktionen und Projekten? Antworten darauf können auch permanent erforderlich sein, da alle Situationen und Herausforderun-gen unterschiedlich sind und andere Anforderungen haben.

ROLLEN: Welche Rollen haben die einzelnen Mitglieder innerhalb des Systems? Wer hat in welcher Situation die Entscheidungsbefugnis? Gemeinsames Schaffen kann hier mit dem hierarchischen System verknüpft werden, so wie es in vielen Theatern und Projekten der Fall ist. Solche Konzepte können für viel Verwirrung sorgen und müssen immer wieder diskutiert und überprüft werden.

TEILNAHME UND FREIRAUM: Wie können die unterschiedlichen Anforderungen bezüglich Meetings, Organisation, Produktion, Forschung, „Care-Arbeit“/Familie, Lebensereignisse und Arbeitsmethoden transparent gemacht werden, die mit den jeweiligen Positionen und Rollen verbunden sind? Wie kann man für Transparenz und Einfühlungsvermögen in die Arbeit der anderen sorgen?

KONZENTRATION UND FOKUS: Das Ziel ist meist die Schaffung eines konzentrierten und sicheren Raums für alle Teilnehmenden und Leitungspersonen. PROBLEME DRAUSSEN LASSEN: Persönlicher Stress außerhalb der Arbeit sollte auch draußen bleiben. Dies gilt für Führungspositionen und für Ensemblemitglieder. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir alle Menschen sind, mit guten und schlechten Tagen und guten und schlechten Zeiten im Leben. Toleranz ist der Schlüssel.

SEMINARE ZUR PSYCHISCHEN GESUNDHEIT: Helfen dabei, sich Gedanken über „ver-zerrte Realitäten“ und andere Wahrnehmungen zu machen. Externe Beratung kann hier starke Wirkung entfalten.

VERHALTENSWEISEN UND VORFÄLLE: Um mit Reaktionen oder defensiven Haltungen von Menschen umgehen zu können, kann ein Ziel sein, Krisen, Stress oder unschöne Verhaltensweisen zu verstehen. Wie können wir andere besser verstehen und verstehen, warum sie so reagieren, wie sie es tun? Da Handlungen immer Reaktionen auf Impulse sind, können Erwartungen und Bedürfnisse verschiedene Verhaltensweisen auslösen, je nachdem. Unter der Prämisse, dass „man niemanden ändern kann“ und „jeder sein eigenes Verhalten überdenken kann“, ist die Lösung, jeden so zu respektie-ren, wie er oder sie ist, denkt und reagiert! Wie können wir zusammenwachsen und glücklich werden?

Fazit: Über die letzten 12 Jahre, in denen ich mit mehr als 200 Künstlern gearbeitet habe, durchlebte ich ein ständiges Auf und Ab von Emotionen, Sorgen, Gedanken und Ideen, besann mich, führte Gespräche, machte Therapien, Seminare, Workshops und erlebte dennoch Krisenmomente. Ich glaube, dass Rückbesinnungen und Gespräche allen, die an Krisenprozessen beteiligt sind, helfen können, ihre Beziehungen und ihr Arbeitsumfeld zu verbessern. Disziplin, Engagement, Verantwortung und ein respektvolles Umfeld am Arbeitsplatz sind die Voraussetzungen, die wir als Künstler von einem professionellen Team benötigen und erwarten. Ich sehe körperliche Übungen als mächtiges Werkzeug, um Körper und Geist auf den Tanzprozess vorzubereiten und Verletzungen zu vermeiden, nämlich durch gute körperliche Vorbereitung und starke künstlerische und fachliche Fähigkeiten beim Proben und bei Aufführungen, die Nutzung verschiedener Ansätze, Ansichten und Wege des körperlichen und mentalen Trainings, unabhängig von der Ästhetik.

Das Befolgen und die Weitergabe klarer Regeln für ein respektvolles Verhalten kann nicht nur erwartet werden, sondern muss jederzeit kommuniziert werden. Es muss auf Gegenseitigkeit beruhen. Ich halte es für meine Aufgabe, immer daran zu denken. Unterschiedliche Arten des Lernens und der Aufnahme von Informationen bergen großes Potenzial für eine starke künstlerische Identität. Konfliktmanagement gehört zu den Aufgaben jedes Tanzensembles. Ich glaube fest daran, dass kollaborative Prozesse in Verbindung mit leicht hierarchischen Strukturen ein unglaubliches Potenzial für die Schaffung bedeutender Kunst bieten. Andererseits sehe ich Konflikte als Chance zum Zusammenwachsen und zum Überdenken von Verhaltensweisen und Normen. Immer dran denken! Druck am Arbeitsplatz liegt nicht allein in der Verantwortung einer einzelnen Person. Geben Sie Dinge weiter, sprechen Sie Dinge an, seien Sie empathisch und geduldig. Der Prozess ist kein geradliniger. Höhen und Tiefen sind von wesentlicher Bedeutung für das Zusammenwachsen, für ein Zugehörigkeitsgefühl und das Verständnis, dass alles auch ein Prozess ist. Tanzen Sie weiter! Mit einem Lächeln auf den Lippen!

Instagram: wgnr_moreira

TANZAUSBILDUNG IN PORTUGAL: STRUKTUREN,HERAUSFORDERUNGEN UND DIE BEDEUTUNG INTERNATIONALER VERNETZUNG FÜR JUNGE TÄNZER*INNEN 
von Philipp Knapp (MADT 2016)

Philipp Knapp (c) Credits Nuno Miguel Coelho
Das portugiesische Bildungssystem bietet die Möglichkeit, eine professionelle Tanzausbil-dung mit einer regulären allgemeinbildenden Schulbildung zu kombinieren (vergleichbar mit dem Tanzgymasium Essen-Werden). Die künstlerisch-praktischen Fächer werden im Rahmen des sogenannten ensino artístico especializado (EAE) an spezialisierten Tanzschulen oder Konservatorien vermittelt, von denen landesweit mindestens 27 Einrichtungen existieren (DGest/DGAE, 2023).

Parallel dazu erfolgt der Unterricht in den allgemeinbildenden Fächern – darunter Mathe-matik, Portugiesisch und Naturwissenschaften – an staatlichen oder privaten Regelschulen. Ein erfolgreicher Abschluss an einer solchen Schule, unter Einhaltung der erforderlichen Leistungsanforderungen, berechtigt zur Hochschulreife.

Die vergleichsweise hohe Dichte an Tanzschulen in Portugal gründet auf einem bildungs-politischen Verständnis, das Tanz im Rahmen des EAE nicht ausschließlich als berufsqualifizierende Maßnahme für angehende Profitänzerinnen und -tänzer begreift, sondern auch als Teil kultureller und persönlicher Bildung. Tanz, Musik und andere Künste werden von der Regierung als integraler Bestandteil der Allgemeinbildung betrachtet – mit einem Stellenwert, der dem von Sportunterricht oder Fremdsprachen vergleichbar ist. Die Teilnahme am EAE ist für Schülerinnen und Schüler in der Regel kostenfrei, da das Angebot staatlich subventioniert wird.

Trotz dieser offiziell breiten Zielsetzung legen viele EAE-Schulen den Schwerpunkt ihrer Ausbildung faktisch auf die Vorbereitung einer professionellen Tänzerkarriere. Ein prominentes Beispiel ist das Conservatório Internacional de Ballet e Dança Annarella Sanchez in Leiria, dessen Absolvent António Casalinho bereits im Alter von 22 Jahren internationale Anerkennung als Ballettstar erlangt hat.

Ein signifikanter Teil der Absolventinnen und Absolventen nutzt die via articulada zudem als Sprungbrett für weiterführende Ausbildungen im Ausland – etwa in
den Niederlanden, Belgien, Deutschland oder im Vereinigten Königreich. Damit wirkt das portugiesische System weit über den nationalen Arbeitsmarkt hinaus.

Dies liegt auch darin begründet, dass die beruflichen Perspektiven im Inland sowohl im klassischen als auch im zeitgenössischen Tanz begrenzt sind. Portugal verfügt mit der Companhia Nacional de Bailado (CNB) in Lissabon lediglich über eine einzige staatlich subventionierte Ballettkompanie. Diese beschäftigt rund 75 Tänzerinnen und Tänzer, von denen etwa 20 aufgrund ihres Alters nicht mehr für klassisches Repertoire einsetzbar sind. Da diese Stellen unkündbar sind, gestaltet sich der Zugang für junge Tänzerinnen und Tänzer entsprechend schwierig.

Ergänzend existieren private Ausbildungszentren wie Performact (Torres Vedras), Forum Dança und AZA (beide Lissabon) oder Oficina Zero (Porto), die häufig eng mit der freien Szene kooperieren. Diese Institute fokussieren stark auf zeitgenössischen Tanz, internationale Gastdozentinnen und praxisorientierte Ausbildungsformate.

Die Karrierechancen für Absolventinnen und Absolventen bleiben dennoch eingeschränkt: Während die CNB nur begrenzte Aufnahmekapazitäten bietet, ist die freie Szene von unsi-cheren Förderstrukturen, kurzen Projektzyklen und prekären Arbeitsbedingungen geprägt. Viele Tänzer*innen arbeiten daher selbstorganisiert – in Kollektiven, als freischaffende Choreograf*innen oder in Verbindung mit pädagogischen und kulturmanagerischen Tätig-keiten.

Zudem fehlt es an kontinuierlichen Fortbildungsformaten innerhalb des Landes. Wer seine künstlerische Praxis weiterentwickeln will, orientiert sich häufig an internationalen Masterprogrammen, Residenzen oder Festivals im Ausland.

Bedeutung internationaler Vernetzung für junge Tänzer*innen

Die internationale Vernetzung junger Tänzer*innen beginnt mit ihrer Teilnahme an zahlreichen nationalen und internationalen Tanzwettbewerben, Erasmus+-Programmen, Sommer- und Wintertanzkursen sowie an von den Institutionen selbst organisierten Masterclasses mit renommierten Persönlichkeiten der internationalen Tanzszene. Diese Vernetzung ist keine Kür, sondern eine klare Notwendigkeit, wenn es darum geht, eine berufliche Laufbahn in der Tanzwelt erfolgreich fortzusetzen.

Darüber hinaus pflegen viele Institutionen Austauschprogramme mit Hochschulen in Deutschland, Frankreich, Belgien oder den Niederlanden. Auch Einrichtungen wie Codarts (Rotterdam), das IAB (Barcelona) oder die Iwanson International School of Contemporary Dance (München) haben die Bedeutung dieser internationalen Kontakte erkannt und organisieren eigenständig Workshops sowie damit verbundene Audition-Events in Portugal. Dadurch erhalten junge Tänzer*innen die Möglichkeit, sich vor Ort zu präsentieren, wertvolle Kontakte zu knüpfen und ihre Chancen auf einen erfolgreichen Berufseinstieg zu erhöhen.

Als ein weiterer Zugang zur Förderung des internationalen Austauschs kann die Teilnahme an Tanz-Wettbewerben wie dem Youth America Grand Prix, dem Dance World Cup oder dem Global Dance Open gesehen werden. Neben den zu gewinnenden Preisen, die oftmals Aufenthalte und Stipendien an führenden internationalen Institutionen beinhalten, eröffnen diese Wettbewerbe den Teilnehmenden auch die Chance, sich in angebotenen Masterclasses unmittelbar den Jurymitgliedern vorzustellen.

Aus der Notwendigkeit internationaler Vernetzung – und der damit verbundenen He-rausforderung für viele Tänzer*innen und ihre Erziehungsberechtigten, die „richtigen“ Schritte in Ausbildung und Karriere zu wählen – ist das Unternehmen BROTO entstan-den. Im Zentrum steht die sorgfältige Analyse der individuellen Voraussetzungen, seien sie physischer oder ökonomischer Natur. Durch gezieltes Coaching und Mentoring-Sessions eröffnet BROTO den Tänzer*innen den Zugang zu international etablierten Kontakten und Kooperationspartner*innen – darunter Universitäten, Tanzkompanien und Ausbildungsinstitutionen – die gezielt an sie weitervermittelt werden.

Fazit: Tanz in Bewegung

Trotz struktureller Begrenzungen und oftmals herausfordernder Rahmenbedingungen zeigt sich die portugiesische Tanzausbildung als bemerkenswert wandlungsfähig. Sie vereint das Streben nach künstlerischer Exzellenz mit ausgeprägter internationaler Offenheit und schafft so ein Lernumfeld, das weit über die reine Berufsvorbereitung hinausreicht. Tanz – in seiner künstlerischen wie in seiner bildenden Dimension – lebt von Dialog, Bewegung und kontinuierlicher Erneuerung. Genau diese Qualitäten kennzeichnen die portugiesische Ausbildungslandschaft und machen sie zu einem bedeutenden Impulsgeber im internationalen Tanzgeschehen.

WIE MAN ZUM CHOREOGRAFEN WIRD
EIN WERKZEUGKASTEN FÜR DEN WEG IN DIE SELBSTÄNDIGKEIT
- von Miller de Nobili *

Miller de Nobili © Sebastian Weingart (performance Labyrinth)

Hast du dich jemals gefragt, was sich hinter dem Traum verbirgt, wirklich als Choreograf arbeiten zu wollen? Was kommt nach deinem Studienabschluss – wenn der Ernst des Berufslebens beginnt?

Ganz ehrlich: Darauf ist niemand wirklich vorbereitet. Der Wettbewerb ist groß, die Ressourcen sind begrenzt und die Erwartungen hoch. Wir können dir kein „Erfolgsrezept“ anbieten. Aber wir können dir ein paar Tipps geben, was sich auf den ersten Schritten in die Berufswelt lohnen könnte - besonders dann, wenn du darüber nachdenkst, dich selbständig zu machen.

Eine solche Entscheidung bedeutet, mehr Verantwortung zu tragen als nur für die künstlerische Arbeit. Man muss ein Unternehmen führen, ist für die Produktion, Kommunikation, Logistik der Touren und die Finanzierung verantwortlich – das erfordert Fähigkeiten aus ganz anderen Bereichen, Fähigkeiten, die wir nur durch die praktische Erfahrung, durch Versuch und Irrtum, gelernt haben. Lass uns einen Blick auf unsere Geschichte werfen: Wir lernten uns während des Master-Studiums für Choreografie an der Palucca Universität kennen und begannen unsere Zusammenarbeit während des COVID-Lockdowns. Für unser erstes Stück wurden wir mit dem Produktions-preis des Scapino Ballet Rotterdam ausgezeichnet – und dann ging es Schlag auf Schlag weiter. Seitdem haben wir Werke in ganz Europa geschaffen und aufgeführt, z. B. bei Veran-staltungen wie der La Biennale di Venezia, Teatros del Canal, am HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste, beim Edinburgh Fringe, HAU, Kuopio Dance Festi-val, Montpellier Danse, Theater Freiburg und mehr.

In den letzten fünf Jahren mussten wir unser eigener Produzent, Vermarkter und Dra-maturg sein und unsere Verwaltung selbst stemmen – oft gleichzeitig und in ein und derselben Woche. Es hat uns zeitweise fast überfordert, aber wir haben auch viel gelernt. Der Werkzeugkasten ist keine Lösung für alle Probleme. Er bietet lediglich eine Reihe von Gedanken auf Basis dessen, was für uns funktioniert hat und was wir gerne früher gewusst hätten.

Miller de Nobili © Klaus Gigga (performance Hype the Pain)
Miller de Nobili © Klaus Gigga (performance Hype the Pain)

Unser Werkzeugkasten, um die erste Zeit zu überleben

1. Nutze jede Chance für eine Choreografie, die sich dir bietet
Hofesh Shechter sagte uns einmal: „Je öfter Sie Werke dort draußen präsentieren, desto mehr Sichtbarkeit und Erfahrung gewinnen Sie.“ Sei nicht wählerisch und denke nicht zu viel nach. Choreografie ist ein Handwerk, das engagierte Übung erfordert. Jede Erfah-rung zählt, auch wenn die Finanzen nicht auskömmlich sind.

2. Erfolg ist nicht linear
Das Jahr 2025 begann mit vielen „Neins“: Budget-Kürzungen, Ablehnungen und eine Finanzierungslücke von 25.000 € im Budget unserer anstehenden Produktion. Es gab we-niger Aufträge für uns, aber wir haben weitergearbeitet, uns beworben und Kontakte gepflegt – auch dann, wenn die Situation äußerst schlecht schien. Irgendwann begann es wieder zu laufen. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Manchmal scheint es fast keinen Ausweg zu geben. Aber wer nicht aufgibt und dranbleibt, sieht irgendwann das Ende des Tunnels.

3. Achte auf dich
Wir dachten, Erfolg bedeutet, ein Projekt nach dem anderen umzusetzen. Doch dies ließ uns keinen Raum zur Reflexion oder für Pausen. Und das hatte Folgen für unsere Kreativität und Gesundheit. Allein in 2024 hatten wir im März die Uraufführung von „La-byrinth“, im Juli „There Was Still Time“ und im August 12 Aufführungen nacheinander beim Edinburgh Fringe. Darauf folgten Gastspiele im September und Oktober. Auf dem Papier macht das Eindruck. Aber es fühlte sich nicht gut an. Setze dir daher deine eigenen Ziele. Es kann ein Werk im Jahr sein oder auch die Ablehnung von etwas „ganz Großem“. Deine Energie ist eine begrenzte Ressource – setze sie klug ein.

4. Schaffe tourenfreundliche Werke
Wir haben es auf die harte Tour gelernt: Wenn für ein Stück sieben Tänzer benötigt werden, ein großes Set und aufwendige Beleuchtungselemente, dann wird eine Tour schwer – besonders dann, wenn man gerade erst anfängt. Programmplaner haben noch kein Vertrauen zu dir oder wollen kein finanzielles Risiko eingehen. Kompakte, flexible Werke öffnen dabei Türen. Mit unseren Stücken „PACK“ und „There Was Still Time“ hatten wir die meisten Auftritte – und zwar nicht, weil sie besser als andere, sondern weil sie einfacher aufzuführen sind.

5. Hol dir Verbündete
Die Arbeit als Duo in diesem Beruf hat alles
verändert. Wir sagen oft: Alleine hätten wir es nicht bis hierher geschafft. Wir unterstützen uns gegenseitig sowohl kreativ als auch mental, emotional und logistisch. Wenn möglich, suche dir jemanden, dem du vertraust. Niemand muss alles ganz allein machen.

6. Delegiere, was möglich ist
Es ist verlockend, alles allein zu machen – aber es ist auch der sichere Weg in den Burnout. Finde deine Stärken! Vielleicht bist du gut darin, mit Excel umgehen, vielleicht bist du gut im Schreiben von Anträgen oder im Marketing. Teile Aufgaben klar auf und scheue dich nicht davor, um Hilfe zu bitten. Selbst wenn du das Gefühl hast, es selbst schneller zu können, ist es auf lange Sicht nie der Fall. Als wir begannen, mit unserer Produktionsleiterin Ksenia zu arbeiten, hatten wir endlich keine Schreibtischtage von 16 Stunden mehr.

7. Zurückweisungen sind normal
Wir erleben immer noch mehr Ablehnungen als Zusagen. Es ist frustrierend, aber wir nehmen es nicht mehr persönlich - wir versuchen es zumindest. Ablehnung ist Teil des Spiels. Einfach weitermachen. Und wenn endlich eine Zusage kommt: Feiere sie richtig!

8. Schreibe leicht und verständlich
Versuche beim Schreiben, nicht besonders schlau, sondern klar und verständlich zu klingen. Diejenigen, die deinen Text lesen, können nicht in dein Gehirn schauen. Ver-meide lange Sätze und abstrakte Ideen. Zu Beginn haben wir nur vage Konzepte ohne klare Motivation zu Papier gebracht. Jetzt zeigen wir Strukturen auf, schreiben in kurzen Sätzen und stellen sicher, dass der Leser versteht, was wir sagen möchten. Je klarer ein Text ist, desto größer ist die Chance, dass ihn jemand bis zum Ende liest. Genauso wichtig ist es, zu wissen, wer auf der Empfängerseite steht. Ein Förderantrag für eine städtische Einrichtung erfordert eine andere Ansprache als ein Konzept für ein Festival, für ein Stipendium oder eine private Stiftung. In jedem Kontext gelten unterschiedliche Anforderungen. Die Ansprache anzupassen, heißt nicht, von seinen Werten abzuweichen. Es heißt nur, sich dessen bewusst zu sein, was für die lesende Person wichtig ist – und die eigenen Ideen dann so zu formulieren, dass die angesprochene Person sie verstehen und sich auf sie einlassen kann.


9. Mach dein Ding
Wir haben nicht mit einer klaren Mission begonnen. Es ging alles sehr schnell, fast wie aus Versehen. Mit der Zeit begannen wir jedoch, wiederkehrende Muster zu erkennen: Zusammenarbeit, multidisziplinäre Tools und ein Schwerpunkt auf Verfügbarkeit . Die wiederkehrenden Themen zu erkennen, half uns dabei, unseren Platz in der Tanzbranche zu finden – und Chancen zu erkennen, die zu unserer Identität passen. Je mehr man über die eigene Künstlerpersönlichkeit weiß, desto leichter ist es, den richtigen Kontext für die eigene Arbeit zu finden – und gegenüber Programmplanern, Partnern und dem Publikum zu kommunizieren.

10. Pflege deine Kontakte
Stelle viele Anträge und bewerbe dich häufig - aber immer zielgerichtet. Denke dabei im-mer an den jeweiligen Kontext. Von 30 Anträgen oder Bewerbungen führen vielleicht 2 oder 3 zum Ziel. Und das ist schon viel. Fange klein an! Beim Teatros del Canal begannen wir mit einem Antrag auf ein kleines Forschungsstipendium. Als wir dort schon bekannt waren, bewarben wir uns um eine Koproduktion – und bekamen den Zuschlag. So konnten sie uns kennenlernen, ohne sofort ein großes Risiko mit uns eingehen zu müssen. Auch andere Beziehungen sind wichtig: Kollegen, Mentoren, Produzenten. Diese Netzwerke können ganz unerwartet Unterstützung bringen.

11. Dranbleiben. Immer nochmal nachfassen.
Manchmal braucht es mehr als eine E-Mail, um die Aufmerksamkeit einer Person zu bekommen. Nicht deshalb, weil diese Menschen kein Interesse haben, sondern weil sie mit der täglichen Flut der Arbeit oft überfordert sind. Du bist kein Störfaktor, sondern zeigst, dass es dir wichtig ist. Schreibe kurze, klare und freundliche E-Mails, die auch für jene leicht zu lesen sind, die den ganzen Tag am Bildschirm arbeiten. Und schreibe Erin-nerungsmails.

12. Nimm an Choreografiewettbewerben teil
Wettbewerbe können Angst machen. Aber man kann viel dabei lernen. Von 2020 bis 2023 haben wir an mindestens einem pro Jahr teilgenommen. Bei diesen Veranstaltungen trifft man auch Programmplaner und Kollegen – man zeigt sich, stellt sich Kritik und bildet sich gleichzeitig weiter. Stelle dir Fragen wie: Wer hat besonderen Eindruck hinterlassen und warum? Was hat deine Aufmerksamkeit erregt? Was möchtest du als Nächstes ausprobieren? Man kann immer etwas dazu lernen – wenn man offen dafür bleibt.

13. Sieh dir so viele Arbeiten wie möglich an – und sei sichtbar, zeig dich
Wir haben auch nicht immer Lust auf Festivals und Netzwerken. Aber wir haben noch nie eine Teilnahme bereut. Wir kommen immer mit neuen Ideen, Kontakten und neuer Energie zurück. Menschen erinnern sich mehr an Gesichter als an Namen, die nur irgendwo geschrieben stehen. Und manchmal beginnen die wichtigsten Gespräche bei einem Glas Wein nach einer Veranstaltung.

Schlusswort
Natürlich ist dies kein Erfolgsrezept, sondern nur eine Reihe von Dingen, die wir im Kopf behalten wollen. Wir schaffen es nicht immer, alles umzusetzen. Es gibt Wochen, da vergessen wir die Hälfte davon. Dann gibt es Tage, an denen man alles für unmöglich hält. Aber es hilft uns weiter, wenn wir uns immer wieder an diese Werkzeuge erinnern.

Eine Sache, die wir besonders betonen möchten, ist die: Bleib dran – egal, ob du etwas jeden Tag, jede Woche oder jeden Monat tust. Finde einen Rhythmus, der für dich funktioniert, und halte daran fest. Das macht den Unterschied zwischen einer Eintags-fliege und einer anhaltenden Karriere aus. Sei geduldig: Einladungen, Premieren und Touren brauchen Zeit. Sidi Larbi sagte einmal: „Erfolg kommt mit Zeitverzögerung.“ Und dem können wir ganz und gar zustimmen.

Miller de Nobili  © Alexander Miller

ALUMNI NEWS & MEHR

RAU(E)NÄCHTE | EINE PERFORMATIVE INSTALLATION ZWISCHEN RITUAL UND RESONANZ
von go plastic company

Zwischen dem letzten und dem ersten Atemzug des Jahres – dort, wo Zeit durch die Ritzen fällt und Gewissheiten schwanken – verorten wir RAU(E)NÄCHTE. Die neue Produktion der go plastic company entfaltet eine vielschichtige Landschaft aus Klang, Körper und Erzählung, inspiriert von den zwölf geheimnisvollen Nächten zwischen den Jahren.

Die Raunächte – einst Bräuche, Aberglaube, Schutzrituale – sind heute Projektionsflä-che, Resonanzraum, kulturelles Gedächtnis. RAU(E)NÄCHTE fragt nach dem Potenzial dieses Zwischenraums: Was bleibt, wenn der Lärm verstummt? Was hören wir, wenn wir lauschen?
Zwölf Figuren – entwickelt aus mythologischen, regionalen, queer-feministischen und popkulturellen Fragmenten – nehmen in zwei Erfahrungsräumen Gestalt an: als begehbare Installation und als klingende, fühlbare Spurensuche entlang einer performativen Tafel. Körper werden zu Archiven, Stimmen zu Trägern von Erinnerung, Bewegung zu Ritual.

 RAU(E)NÄCHTE© Stephan Tautz
 
Eine Person kniet auf dem Boden, hält eine Etagere mit Orangenschalen und blickt nach oben, umgeben von Gläsern.
 

Die Inszenierung verwebt zeitgenössischen Tanz mit Hörkunst und Installation – barrie-refrei und multisensorisch erfahrbar. Sie öffnet Räume für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen ebenso wie für ein Publikum, das sich auf andere Formen der Wahrnehmung einlassen will. RAU(E)NÄCHTE ist keine Nacherzählung, sondern eine Einladung: zum Innehalten, zum Spüren, zum kollektiven Lauschen.

AUFFÜHRUNGEN

Uraufführung:
12. Dezember 2025 | LOFFT – DAS THEATER, Leipzig
Das Stück ist ab 12 Jahre | Dauer des Stücks: ca. 90 Minuten

Weitere Aufführungen:
13. & 14. Dezember 2025 LOFFT – DAS THEATER, Leipzig
13/ 30./31. Januar 2026 HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste - DD, Ostflügel
4.& 05. Februar 2026 HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste - DD, Ostflügel

ALUMNI NEWS: RÜCKBLICK DER VERANSTALTUNG „DANCE RESO-NANCE – ARTISTIC ATTUNEMENT IN MOTION” VOM 25. BIS 27. SEP-
TEMBER 2025 IN WIEN
von Noé Valdes Vega (MAC 2024)

Ich trug ein T-Shirt mit einem NASA-Logo, das ich in einem Laden für 5 Euro gefunden hatte. Ich trug es, um an der Planetary Health Annual Meeting 2025 in Rotterdam, Niederlande, teilzunehmen, die von der Planetary Health Alliance organisiert und an der Erasmus School of Health Policy and Management (ESHPM) veranstaltet wurde.

Naiv wie ich war, kamen einige Leute angesichts des Kontexts erstaunt auf mich zu und fragten mich, ob ich bei der NASA arbeite. Ihr Erstaunen (oder vielleicht ihre Zweifel) stieg dort, wo die Raketen hinfliegen, als ich ihnen sagte, dass ich Tänzer bin. Ich wurde eingeladen, meine Arbeit vorzustellen, eine Performance-Vorlesung/Bewegungsworkshop (ja, alles zusammen in 45 Minuten).

Ich habe dies in einer wunderbaren Zusammenarbeit mit der Palucca Hochschule für Tanz Dresden, der Georg-August-Universität Göttingen, dem Museum Friedland und dem Boat People Project entwickelt. Mit der künstlerischen Beratung von Frédéric Coupet und Prof. Katharina Christl. Diese Vorlesung/Performance/Workshop untersucht, wie Bewegung Resonanz erzeugt. Sie zeigt, wie Theater, Tanz und performative Aktionen uns mit verschiedenen Gemeinschaften verbinden können, in diesem Fall mit einem Schwerpunkt auf planetarischer Gesundheit. Der Körper ist ein kleiner Spiegel, so lautet der Name, und es funktioniert in drei Sprachen.

Während dieser Tage hatte ich das Privileg, Menschen zu treffen, die uns inspirieren, diese Zeit in diesem Raum, auf dieser Erde, mit diesen Menschen, mit diesem Klima, mit diesem Hunger, mit diesen Kriegen, mit dieser Sprache, mit dieser Liebe zu teilen. Aktivisten, indigene Völker, Forscher, Ärzte ... die Liste ließe sich fortsetzen, aber ich werde es nicht tun, denn hier ist ein Raum, in dem man, wenn man zu viel hineinpacken will, am Ende gar nichts hineinpacken kann...

Rückblick Noé Valdes Vega © PHAM
Rückblick Noé Valdes Vega © PHAM
Rückblick Noé Valdes Vega © PHAM

Aufruf von Frau Dr. Angela Rannow | Palucca und die Tanz- und Kunstgeschichte

Wir suchen Alumni, die mithilfe des Fragenkatalogs von unserer wissenschaftlichen Mitarbeiterin Frau Dr. Angela Rannow aus ihrer damaligen Unterrichtszeit mit Gret Palucca und dem Schwerpunkt Tanz- und Kunsthistorik berichten können oder Erinnerungen an den historischen Tanz haben.

Kontaktieren Sie uns dazu gerne – wir freuen uns auf Ihre Nachricht! Den Fragebogen senden wir Ihnen dann via E-Mail zu.

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Die Sommerausgabe 2026 wird im Juni 2026 erscheinen. Ihre Neuigkeiten können wir in unseren Alumni Kanälen teilen. Senden Sie uns hierzu eine Mail mit Foto an alumni@palucca.eu.

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Titelfoto: FESTAKT zum 100. Jubiläum der Palucca Hochschule für Tanz Dresden © Leo Ziems, Fotogalerie Tag der offenen Tür „Ich bin dabei weil…“ © Leo Ziems und Corina Zaharescu, Foto Archivmaterial Spitzenschuh © M. H. Pietruske, Foto Archivmaterial © Dresdner Hefte, Foto Gesprächsrunde Tanzwoche Hiddensee 2025 © Bernd Hentschel, Werbebild Buch Mut © Leo Ziems, Portrait W. Moreira © Dirk Skiba, Portraitfoto P. Knapp © Nuno Miguel Coelho, Rückblick Noé Valdes Vega © PHAM , RAU(E)NÄCHTE© Stephan Tautz, Miller de Nobili © Sebastian Weingart (performance Labyrinth), Miller de Nobili © Klaus Gigga (performance Hype the Pain), Miller de Nobili S.15 © Alexander Miller, Miller de Nobili S.17 © Sebastian Weingart, Alumni-Arbeit- Austauschrunde © Leo Ziems, Foto FESTAKT Rückbild zum 100. Jubiläum der Palucca Hochschule für Tanz Dresden © Leo Ziem

*Übersetzung: Helen Centner (ermächtigte Dipl. Übersetzerin und Englisch Trainer - BDÜ, ELTAF)



*Übersetzung: Helen Centner (ermächtigte Dipl. Übersetzerin und Englisch Trainerin - BDÜ, ELTAF)
Translation into English (and German/Guest Article):
Helen Centner (Dipl. authorized translator and English Trainer (BDÜ, ELTAF)
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